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Gereifte Biere der Craft Drinks Area der BRAU Beviale

Ausgewählte Spezialitäten, in Ruhe gereift für einige Jahre nach dem Einsatz an den Bierständen der heutigen Craft Drinks Area in Halle 9 auf der BRAU Beviale. Vielen Dank für’s zur-Verfügung-stellen an Jens Kalrait, der die Area dort schmeißt.

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Birra Scialandrone, Bagonki Saison, 5,2%

Erst mal was vermeintlich Saueres, ein Saison aus Cagliari, Sardinien. Schade, dass es so weit weg ist, denn das Bagonki mit 5,2% macht jetzt richtig Spaß. Abgelaufen im Juli 2017 ist es jetzt extrem rund, dezente Anklänge an frische Zitrusnoten, etwas Brett, schöne Pferdedecke und alles wunderbar rund eingebunden. Feine helle Malznoten und belgisch-florale Hefe. Singulär. Immer noch super-spritzig und lang erfrischend am Gaumen. Gibt’s da noch Flaschen? Also (wie auch bei den belgischen bekannt), ein klassisches Saison ist absolut haltbar und bestätigt gleich beim ersten Bier, dass nicht nur Wein durch Reife besser wird. Ich glaub, die Flasche trink ich aus und schreib morgen weiter…

Also gut, weiter geht’s…

Birra Elvo, Heller Bock 7,2%

Irgendwo im nördlichen Piemont, in der verlassenen Bergwelt zwischen Aosta, Mailand und Turin werden wahrlich abgefahrene deutsche Bierstile gebraut. Erst neulich hat ein Collab-Sud mit der hervorragenden kleinen, fränkischen Elchbräu in Thuisbrunn in der Kategorie Kellerbier eine Medaille bei European Beer Star geholt. Dass sie es können, zeigt auch dieser Helle Bock, abgelaufen 2/17. In Würde gereift präsentiert er sich mit einer dezenten Süße und intensiven Aromen von kandierten Orangen- und Zitronenschalen. Klar, Oxidation, Sherrynoten sind da, aber beim Sherry beschwert sich ja auch keiner… Sehr frisch für einen Bock mit 7,2%. Dass da irgendwann mal richtig heftig Hopfen im Spiel war, zeigt sich im Abgang an deutlicher Hopfenbittere, die der Süße ganz gut entgegenpuffert. Schön, rund, macht immer noch Spaß. Vielleicht sollte ich mal da hin fahren…

Radbrauerei Günzburg, Lupulus 8%

So, zurück geht’s nach Bayern. Einen heftigen Weizen(doppel)bock hat Georg Bucher da im Jahr 2016 eingebraut, offiziell hält er sich bis März 2017. Ich mag ihn jetzt aber immer noch trinken, obwohl er schon deutliche Reifenoten zeigt, die natürlich in Richtung Oxidation und Zitrusnoten gehen. Aber noch völlig verkehrsfähig. Gepimpt hat er den Bock mit vier verschiedenen Hopfensorten, warm und kalt gegeben. Perle, Cascade, Tradition, und dann noch eins drauf mit Polaris als Kalthopfung. Bäng! Man sagt zwar immer, hopfenbetonte Biere würden bei der Lagerung verlieren, aber die grünen und ätherischen Noten, die da immer noch drin sind, zeugen von extremer Hopfengabe und lassen immer noch die Intention des Brauers nachvollziehen. Weizen plus Hopfen geht doch! Spannend, vielleicht etwas früher trinken für den vollen Spaß.

Riegele Biermanufaktur Augsburg, Auris 19; 9%

Hier hat Steffi ihre Hände im Spiel… Ja, die historische Malzsorte, die hier verwendet wird. Ich weiß zwar nicht, wie Steffi schmeckt, das Bier allerdings, mit stattlichen 9% hat schon sehr nussig-malzige Noten, klar, auch oxidative Reife, aber die steht ihm gut, die nussigen Noten werden intensiviert und spielen wunderbar mit einer deutlich bitteren Hopfung zusammen, die das Bier fast schon fruchtig-leicht-animierend macht. Abgelaufen im September 2017 ist dieses Bier ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Biere aus Läden, deren Brauer wissen was sie tun, extrem lang über das MHD haltbar sind, da ja gut und sauber gearbeitet wird. Auch hier, reifen lassen, probieren, neue Geschmackswelten entdecken.

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Birrificio Valdorno, Cetica Strong Ale, 7%

Los geht’s mit ‚Cetica’ von der Birrificio Valdorno in der Toskana, nahe Arezzo. Und da jeder von Euch den Ort Cetica kennt, der dem Bier den Namen gegeben hat, wisst Ihr sicher auch, was die lokale Spezialität dieses Örtchens ist. Und genau die ist auch in dem Bier: Genau! Rote Kartoffeln! Die sind als Stärke neben Dinkel mit drin und verleihen dem Bier eine gewisse Mineralität. Wie beim Wein… Sagt zumindest die Internetseite der Brauerei, ich hab’s nicht geschmeckt…

Abgelaufen 9/17, riecht und schmeckt als wär’s ganz frisch, das einzige, woran man es merkt, ist die nachlassende Kohlensäure. Sonst ein schönes ‚Strong Ale’, obergärig mit nussigen Dinkelnoten und wahrscheinlich auch der rotkartoffeligen Mineralität. Ja, könnte am Gaumen etwas trocken daherkommen. Eventuell war das Bier deutlicher und aromatischer gehopft, jetzt macht sich der Hopfen nur noch durch Bittere im Abgang bemerkbar. Schmeckt aber immer noch hervorragend individuell.

La Gilda dei Nani Birrai, Draconis Belgian Golden Strong Ale, 9%

Wir bleiben in der Toskana, hüpfen aber in den Westen nach Pisa. Schon richtig abgefahrene Flasche, der Whisky-Historiker würde sie Cadenhead Dumpy Bottle nennen.

Auch die Biere zieren alle abgefahrene Comic-Zwerge, die eher an ein Rollenspiel als an Bier erinnern. Daher auch der Name ‚Die Gilde der Bierzwerge’. Zwerge sind die Biere allerdings überhaupt nicht: Wunderbare Interpretation des belgischen Stils, natürlich auch mit Kandis und erst im Juni 2018 abgelaufen. Sehr authentisch bis zur Hefe, könnte man blind locker nach Belgien stecken.

Und hier haben wir schon das Problem: Ich habe das Bier viel zu früh geöffnet! Es schmeckt schon echt gut, aber die Süße könnte sich in den nächsten Jahren mit Sicherheit noch harmonischer integrieren. Noch ein paar Jahre Lagerung draufgepackt und das Bier wird mit Sicherheit noch stimmiger als es jetzt schon ist. Da würd ich mir gern ein paar Flaschen einbunkern…

Agribirrificio Luppolajo, Mons Rubrus IGA, 5,5%

Wer dachte, es geht nicht mehr abgefahrener: Irrtum! Wir sind hier südlich vom Gardasee, tolle Ecke, keiner spricht mehr deutsch und es gibt neben dem Bier auch gute Weine und z.B. sensationelle Tortellini, die hier in der Ecke ‚erfunden’ wurden. Apropos Wein: Ja, genau der ist hier auch drin! Neben Zucker und abgefahrenen Hopfensorten wie Magnum (ok, nicht so abgefahren), Sorachi Ace und Pacific Jade hat man noch belgische Wit-Hefe reingepackt.

Ja, Trauben aus Monterosso (Cinque Terre) bestimmen hier den neuen italienischen Bierstil, der nichts mit Internationaler Gartenausstellung zu tun hat. IGA-Italian Grape Ale. Ein gewisser Prozentsatz, hier 12%, wird an Traubenmost hinzugegeben. Endlich haben die Italiener auch ihren eigenen Bierstil! Zwei weitere äußerst spannende kenn ich schon, eins aus Bozen vom Bobo, Batzen Bräu,  und eins aus Finnland von der Bryggeri Helsinki. Ach ja, das Bier! Abgelaufen im März 2018 erst, es ist rund, weich, fruchtig, vielleicht noch etwas zu süß, und da sind wir wieder bei der Reife! Zwar hat das hier die typische weinige Säure, aber mit der Süße wirkt es wie relativ junger Wein, der sicherlich in ein paar Jahren andere Harmonie präsentiert. Schön, rund, spannend anders, ich denke, da kommt in den nächsten Jahren noch einiges Interessantes auf uns zu! (Und damit meinte ich nicht Interessant in der Art von Scheiße, naja, probiert hab ich’s ja, mal ne neue Geschmackserfahrung, aber eigentlich braucht das niemand…) Auf jeden Fall ein absolut empfehlenswertes Bier, wenn Ihr mal in der Ecke seid.

Birrificio Artisanale Valscura, Santa Barbara, Red Beer, 6,5% auf der Internetseite, auf der Flasche 7%.

Mein Bier gebraut 2015, abgelaufen 31/12/2017

Ja, rund, weich, fruchtig, rotbeerig, keinerlei Anzeichen von Alterung, mit Haferflocken laut Etikett… etwas nordwestlich von Conegliano, das man eigentlich von Prosecco kennt… Also im Niemandsland zwischen Cortina, Udine und Venedig. Auch wieder richtig gut gemacht, leichte fruchtige Röstmalznoten, in der Nase deutlich beeriger. Und keinerlei Anzeichen von Alterung, wäre da nicht die leider etwas fehlende Karbonisierung…

Also hier die Quintessenz der letzten Biere: Italien bitte immer auf dem Schirm haben! In kaum einem anderen Land tut sich momentan so viel in Richtung wirklich trinkenswerter Biere auch im Vintage-Sektor, auch im Sektor internationaler Bierstile! Danke, dass ich diese fast schon bewusstseinserweiternden Biere probieren dufte.

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Zobak 4,8%, Tschechien

Beim ersten bin ich mir nicht wirklich sicher, ob ich das in den Mund nehmen möchte. Plastikflasche, 1,5 Liter, bestimmt schon lang abgelaufen, im Feld für das MHD steht nur ein X (war der Brauer/Abfüller Analphabet?) Keine Ahnung, wie lang das schon in der Plastikflasche rumliegt. Na gut, gerochen, einmal kurz probiert, den Rest heb ich für Dich auf, Jens.

Hat gereicht. Ein klassisches, etwas dunkleres Bier, leicht aber nicht aufdringlich Diacetyl, aber eine Menge Oxidation, schon leichte Säure, o.k., mit 4,8% auch nicht wirklich ein Reifebier. Mehr will ich mir von dem leicht süßlich-parfümierten Plastikgeschmack auch nicht antun. Der Alkohol hatte bestimmt genug Zeit, die Weichmacher alle rauszulösen… Danke. Das Bier ist durch. Die Internetseite hab ich mir angesehen, sieht seriös aus, nur leider lesen kann ich’s halt nicht… Schaut selbst: pivovarzobak.cz

Curtense Brixia Nera, 6,5%, aus dem Herzen der Franciacorta.

Liegt westlichlich des Gardasees bei Brescia, aus der Region kommen wunderbare Sekte, aber auch abgefahrene Biere. Dies hier ist irgendwie ein Zwitter aus Stout mit wunderbar gerösteten Getreidenoten und einem belgischen Dubbel/Trappistenbier mit Zucker vergoren. So schmeckt es auch, die Reife (MHD 6/17) ist noch nicht vollends erreicht, die Süße bereits angenehm abgebaut aber noch schmeckbar. Hält noch gut, schön ausgewogen zwischen stoutartiger Röst- und Hopfenbittere und gut puffernder Süße. Macht Spaß!

Glen Oak, 6,2%, Spanien

Das Bier für den Heimwerker unter Euch. Denn eine solche ‚Eichung’ kriegt jeder wohl auch mit den entsprechenden Teilen hin, die aussehen wir handelsübliche Holzdübel.

MHD ist leider nicht mehr lesbar. Das Bier schmeckt aber nach Eicheneinbauschrankwand pur. Dazu etwas dunkles Bier. Das ‚Glen’ soll wohl eine holzige Whiskyassoziation erwecken, in den schottischen Glens gibt’s aber so ein aufdringliches Eichenholz nicht, höchstens in USA. Also alles nicht ganz stimmig, vielleicht hätte man den Stöpsel früher entfernen müssen. Der übrigens, wie die Internetseite Oakmaster.es sagt, aus medium getoasteter französischer Eiche ist. Dazu noch in natürlichem Eichenfass gereift. Als Bierstil wird eine Mischung aus Blond Ale und Barley Wine angegeben. Interessante Aromen wären bestimmt in dem Bier, die leider von der Einbauschrankwand sofort getötet werden. Schade.

Es wird nicht normaler:

Braufactum ROGG Rauchweizen, 6,6%, abgelaufen 22.10.17

Jetzt finde ich, dass Rauchbier und Weizen schon sowieso nicht wirklich zusammenpassen, denn der Rauch lässt im Weizen die Säure meiner Meinung nach mehr wahrnehmbar werden. Wenn das ganze dann noch gereift ist, verstärkt sich das wie hier. Eine gewisse Süße ist noch da, aber Säure und gewisse Acetonnoten treten hinzu. Und dann kommt auch noch käsiger, oxidierter Hopfen ins Spiel. Leider nein, geht nicht (mehr).

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So, nun die letzte Runde der gereiften Biere der BRAU, nochmal vier Stück, alle dunkel und kräftig. Aber nicht dass Ihr denkt, das war’s dann. Ich mach damit weiter! Hab noch genug Schätzchen im Keller.

Wie es weiter geht, erfahrt Ihr dann auf www.sensorikguru.de. Da wird alles verkostet, nicht nur Bier, zum Beispiel auch Lebkuchen…

Hintergrund der Seite ist vor allem, Euch gute Lebensmittel vorzustellen, von denen man oft gar nicht weiß, dass es diese um die Ecke gibt.

 

… wie zum Beispiel eine Gutmann-Weizenbock-Vertikale von 2001 bis 2018. Demnächst hier! Ich such nur noch ein paar werbewirksame Mittäter… 😉

Aber nun zu den Bieren, los geht’s mit einem Porter aus USA, genauer gesagt aus Seattle:

Reuben’s Brews Robust Porter, 5,9%

Knackig-röstig, angenehme Süße, deutliche Bitternoten im Abgang. Sehr schöne Malzigkeit, typisch-englische Hopfenassoziationen, Fuggles? Vollmundig, fruchtig, röstaromatisch und bitter im Abgang. Wie? Gereift? Nicht im Ansatz als ‚drüber’ erkennbar (vielleicht liegt’s daran, dass ich nirgends ein MHD gefunden habe?) Nein, also wirklich wunderbar rund und stimmig, zeigt mal wieder, dass Biere dieser Art, Stout, Porter, wirklich sehr gut reifen. Und der Alkohol ist mit 5,9 nicht mal wirklich übertrieben hoch. Macht Spaß und Sinn, es hinzulegen. Leider nix zu meckern, Jens.

Auch hier eigentlich nicht:

Riegele, Augsburg, Ator 20, 7,5%

Auf der Chargennummer steht ne 16, MHD bis 9/2018, also grad erst offiziell abgelaufen, aber auch hier ist das wirklich schmeichelhaft, denn dieses Bier ist der klassische Vertreter eines perfekt geeigneten Bieres für die lange Reifung: Dunkler Doppelbock, die –ator – Endung verrät’s. Über 18 Stammwürze, klar, 20! Der Name ist Programm: Dunkel, malzig, röstige Süße, die angenehm ausgewogen ist. Muss man eigentlich nicht mehr dazu sagen. Stimmig, lang, halt dunkeldoppelbocktypisch. Dieses Bier mal 10 (zehn) Jahre hinlegen und Spaß haben! Probiert es aus!

So, noch was dunkles, diesmal aus der etwas südlicheren Ecke Italiens, an der Grenze zwischen Umbrien und den Marken, um genau zu sein bei Pesaro:

Collesi Nera, 8%, Belgisches Stout

So nennen sie es zumindest selbst. Für mich überwiegen die belgischen Assoziationen, will heißen blumige Hefe, fruchtig, reif-malzig-süße Aromen überwiegen vor den getreidig-röstig-englischhopfigen Noten des Stouts. Fühlt sich an wie ein belgisches Trappistenbier, Dubbel, dunkel, süß, karamellig. Reife? HAHAHA! 10-20 weitere Jahre überhaupt kein Problem! Wird bestimmt noch eleganter, filigraner; leichte Oxidationsnoten, die mit der Zeit sicherlich noch hinzutreten, machen das Bier nur noch interessanter! Is sogar offiziell noch bis April 2019 haltbar, hergestellt 2016.

Und zum Schluss noch was ganz ähnliches:

Birrificio Valsusa, M97 Imperial Stout, 11(!)%

O.k., haltbar bis Juni 2019, hat dieses Bier geanu die typischen Aromen, die man sich von einem kräftigen Stout wünscht! Hier kommen der englische Hopfen und die typisch-getreidigen Röstmalznoten  echt richtig klasse rüber. Könnte blind auch aus England oder Irland kommen, mit dem Unterschied, dass 11% dort inzwischen leider unwahrscheinlich sind… Klasse, weich, rund, malzig, süß, röstig, harmonisch, lang, authentisch. Mehr fällt mir nicht ein. Außer, auf das Vorgängerbier zu verweisen, denn eine extrem lange Haltbarkeit macht dieses Bier nur interessanter! Do it!

So, das war nur der Anfang über die doch so ergiebigen Vintage Biere. Was sich noch alles eignet, oder auch nicht, erfahrt Ihr neben anderen verkostenswerten Lebensmitteln hier auf dieser Seite. Anregungen und Ideen erwünscht!

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