Mitgebracht bekommen und selbst nix bezahlt, vielen Dank an Peter K. aus B.
Heute noch ein Lebkuchen aus dem fernen Dachsbach. Nein, grob zwischen Neustadt/Aisch und Höchstadt/Aisch bäckt seit vielen Generationen ein heute als einer der individuellsten und anspruchsvollsten Bäcker Deutschlands ausgezeichneter Verrückter, der bei Qualität und Rohstoffen alles auf die Spitze treibt. Und noch darüber hinaus.
Doch wie schmeckt seine Interpretation des Nürnberger Lebkuchens?
Optisch sehr fein gestrichen, erinnert die Schokolade mehr an duftig- fruchtige Milchschokolade, die Bitternoten treten in den Hintergrund.
Im Innern dezente Gewürznoten, vor allem Zimt, der Duft der fruchtigen Schokolade überwiegt.
Am Gaumen dann feiner Knack, obwohl der Auftrag nicht wirklich dick ist. Vor allem ist die Schoki aber cremig und zart schmelzend. Feine Würze, die Bittere der Schoki tritt nun hinzu, auch mehr Gewürze. Hab ich da Kaffirlimette? Oder bin ich da durch die andern Varianten vorbelastet? Auf jeden Fall gesellen sich auch mehr herbe Noten zu der Schokolade. Feine Schärfe.
Der Teig mittelgrob, Nüsse etwas gröber, Orangeat und Zitronat hingegen sehr fein aber durchaus rausschmeckbar, feine Nussaromen/Marzipan zeugen von 1A-Produkten.
Die Konsistenz ist einheitlich durchgebacken, ohne zu trocken zu wirken, sehr einheitlich auch in der stringenten Aromatik, erinnert der Lebkuchen an ein sehr elegantes Konfekt, Makronen oder sehr feine Nussecken.
Das ist richtiger Understatement-Lebkuchen, hier muss man schon mehrfach hinschmecken, hier ist nichts laut oder aufbrausend. Hier hat sich jemand wirklich Gedanken um die Gesamtkomposition gemacht.
O.k., etwas Meckern muss ich auch hier: Dieses sehr stringente Gebäck fordert alle Papillen, könnten die Lebuchen dem einen oder anderen zu untypisch, zu wenig laut, zu wenig hirschhornsalztypisch rüberkommen. Die Finesse macht absolut Spaß, jetzt kommen zum Beispiel gerade die Bitternoten des Zitronats am Gaumen vorbeigeflogen. Plötzlich hab ich Assoziationen an seine hervorragende Sachertorte! Hier gibt es bei jedem Bissen etwas Neues zu entdecken.
Fazit: Lasst Euch auf die Herausforderung ein, schmeckt bewusst hin, es rentiert sich! Auch wenn dieses hervorragende Gebäck nicht ganz so viel mit den klassischen Nürnberger Lebkuchen gemein hat wie mit anderer exquisiter Patisserie, ist dies echte Referenz.
Für mich sehr gute ⭐️⭐️⭐️⭐️1/2 von ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
