Eppelein & Friends
c/o Vollrath & Co. GmbH
Hahnenbalz 35
90411 Nürnberg
https://www.eppeleinfriends.de/
Samstag, 22. Juli 2023: Heute begebe ich mich nach Nürnberg-Buchenbühl in das Gewerbegebiet ‚Hahnenbalz‘.
Kaum erkennbar sitzt Epp-Gründer Karsten Buroh vor seiner ‚Brauerei‘ in einer Mischung aus wunderbar historischer Umgebung und eher sachlich gehaltenen Gewerbeneubauten. Brauerei in Anführungszeichen deshalb, weil er sich in die Räumlichkeiten des Nürnberger Glühweinherstellers Vollrath eingemietet hat und dort, wenn mal kein Glühwein produziert wird, seine kleine Anlage anwirft. Warum dort, das klären wir später.
Zuerst mal zur etwas wundersamen Architektur. Bereits im Jahr 1920 entstand hier, mitten im Wald, ein Sägewerk mit der für damalige Zeit typische Bauten, historisierendes Fachwerk, im sogenannten Heimatstil. Damals ein Teil des noch selbständigen Buchenbühl, wurde letzteres aber bereits im Jahr 1922 zu Nürnberg eingemeindet. Ein Holzhandel besteht bis heute, wie einige Gebäude aus dieser Zeit, samt des etwas irritierend anmutenden Holzturmes, der damals wohl zur Kontrolle des Sägewerks und der frühzeitigen Erkennung von Feuerquellen errichtet wurde. Zum Namen ‚Hahnenbalz‘ führt das Lexikon der Nürnberger Straßennamen das damalige, große Vorkommen an Auer- und Birkwild in der Region an.
Mit der Zeit siedelten sich in dem nun zu Nürnberg gehörenden Gewerbegebiet weitere Firmen an, wie eben auch die beiden Glühweinproduzenten Vollrath und Gefa, die sich hier zwar die Büros teilen, produziert wird vor Ort allerdings nur der Vollrath-Glühwein (erkennbar an den großen Tanks hinter der kleine Craftbeer-Anlage, die natürlich nicht der Bierlagerung dienen).
Dass der Glühweinhersteller eine Hygienezertifizierung besitzt, erleichtert rechtlich die Herstellung von Bier; dass die Firma im Besitz der Lebensgefährtin von Karsten Buhrow ist, ebenso.
Und so mietet sich Karsten von Zeit zu Zeit mit seinem ‚Braumeister‘ dort ein und braut so etwa 5-10 Sude pro Jahr.
Dass dies natürlich vor allem Liebhaberei ist, hat der Craftbeer-Fan, der seit gewerblich 2015 braut, ziemlich schnell erkannt. Daher werden seine Hauptsude inzwischen in der größeren Brauerei Hufeisen in Pottenstein hergestellt. Hierfür entwickelt er eigene Rezepte und braut die Biere vor Ort selbst. Also nicht wie die so oft praktizierte Nummer: ‚Mach mir mal oder schütt‘ mir mal ein Bier zusammen, das ich mit eigenem Etikett teuer als Craftbeer verkaufen kann.’ Hört man ja immer wieder…
Die Sude, die in Nürnberg entstehen, ergeben nur etwa 300 Flaschen und sind auch meist im Voraus an die einschlägigen Getränkehändler zugeteilt.
Der heutige Sud wird das Herbstbier für das Nürnberger Landbierparadies.
Seit 27 Jahren lebt der aus Schleswig-Holstein stammende, selbständige Marktforscher nun schon in Nürnberg. Initiiert durch seine Liebe zum Craftbeer hat er seine ‚Bierkarriere‘ mit der Ausbildung zum IHK Bierbotschafter begonnen. Als Aufbau kam dann der Doemens Biersommelier dazu. Aus dem reinen Hobbybrauer wurde dann 2015 Eppelein & Friends.
Die Verbindung zwischen Eppelein und seiner Brauerei beschreibt er wie folgt: ‚Kämpfte der Raubritter Eppelein noch gegen das Nürnberger Kaufmanns-Establishment, kämpft er heute gegen das Nürnberger Brauestablishment‘. Und fügt gleich noch hinzu, dass dieses ihn wohl noch gar nicht wirklich wahrgenommen habe…
Karsten braut immer das, worauf er gerade Lust hat, natürlich mit einer gewissen Einschränkung, nämlich der Verkaufbarkeit des Bieres. So beschränkt er sich auch beim Hopfen nicht. ‚Alles was geht‘ ist sein Motto, beim Malz mag er’s lieber regional, Zirndorf und Erlangen sind seine Bezugsquellen. Auch die Qualität überzeuge ihn da mehr als bei einigen Großen.
So entstehen im Rahmen seiner Linien ‚Ällmächd‘, ‚0911‘ und ‚Hoppy Games‘ sowie in Einzel-Suden immer wieder neue Kreationen: Der Craftbeer-Fan sei ein Jäger und Sammler und erwarte immer etwas Neues.
Auch zum Reinheitgebot hat das Mitglied der Deutschen Kreativbrauer seine Meinung. Meist sind seine Biere sowieso darunter subsumierbar, wenn mal nicht, dann wird das Bier nicht so genannt und außerhalb von Bayern gebraut. Natürliche Zutaten wären sowieso die bessere Wahl, als all’ die Hilfsmittel die über das Vorläufige Biergesetz von 1993 durch die Hintertür zugelassen seien.
Die 0911er Serie sei eigentlich ein Export, der Name locke jedoch keinen Craftbeer-Fan hinter dem Ofen vor, drum heißt es ‚Spezial‘, benannt nach einer ehemaligen Biersorte, die in der Oberpfalz stark verbreitet war. Vorstellen kann man sich das geschmacklich etwa zwischen Märzen und Export, natürlich mit dem gewissen Craftbeer-Hopfen-Twist des Eppelein.
Die Hoppy Games spielen mit der immer gleichen Malzbasis in Verbindung mit immer neuen Hopfensorten. Das aktuell verkostete mit Solero bringt zur ‚juicy‘ Zitrusschalenfruchtigkeit noch einen schönen harzig-grünen Biss.
Der Hellseher Callista ist ein Pale Lager (naja, ziemlich Pale zumindest) und steuert zum Lager die ebenso expressive fruchtig-zitrische Hopfenaromatik bei, die man erwartet.
Auf alle Fälle lohnt es sich, die Augen offen zu halten, denn bei Karsten sind immer wieder neue, spannende Sachen in der Pipeline. Aktuell besonders, denn das neueste Projekt, das gerade in Pottenstein angesetzt wurde, ist ein Barley Wine, der dann wohl zum Herbst erscheinen soll.
Was ich vor kurzem probiert habe, war das:
Eppelein & Friends x Nürnbier – German Double IPA ‚JUICY BEaST 7,5% ca. 60 IBU
In der Nase Grapefruit, eine richtige Hopfenbombe, harzig, kandierte Orange, vielschichtige Komplexität nach neuem Hopfen, natürlich kaltgehopft.
Am Gaumen die gleiche Fruchtbombe: Grapefruit, reife Fruchtsüße, Bisquit, wieder reife, kandierte Orangen, dann sofort intensive Getreidenoten bzw. Cerealien. Die Hopfenbittere breitet sich äußerst lang am Gaumen aus.
Das ist kein Easy-Drinking-Beer, das ist was für Fans und Freaks, von allem die volle Konzentration, ein Elixir. In kleinen Schlucken genießen!