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2018: Große Lebkuchenverkostung

Hier nun die umfassenden Ergebnisse der großen Facebook- und NZ-Verkostung aus der Vorweihnachtszeit 2018.

Auch als Anregung für die kommende Lebkuchenzeit gedacht, hier die subjektiv besten Lebkuchen auf dem regionalen Markt. Natürlich nicht umfassend, bin ich für Empfehlungen jeder Art offen.

Und hier nun die Liste der absoluten Kaufempfehlungen vielleicht für nächstes Jahr, natürlich nur die käuflich verfügbaren (mit einer Ausnahme, von der wir hoffen, dass es diesen vielleicht mal wieder gibt):

Die Besten:

  1. Platz: 4,75 Sterne: Bäckerei Erbel, Dachsbach
  1. Platz: 4,5 Sterne: neef confiserie café
  1. Platz: 4 Sterne: Confiserie Beer

                                        Dornauer Endorphin

                                        Bäckerei Döllner

                                        Eckstein

                                        Glückswinkel

Die sehr Guten:

3,75 Sterne:

Büttner

Nusselt

3,5 Sterne:

Criollo/Bodenwöhr

Düll

Gräf/Seukendorf

Imhof

Mitterer/Stein

Wittl Neumarkt

3,25 Sterne:

Wimmer/München

Lebküchnerei Bernd und Pia Woitinek

Und hier ein paar Links zu Geschichte, Deklaration, Verfügbarkeit und geschützter geografische Angabe:

Spezialitäten aus Bayern:

https://www.spezialitaetenland-bayern.de/spezialitaeten/nuernberger-lebkuchen/

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz informiert:

https://www.vis.bayern.de/essen_trinken/gewuerze_suesses/lebkuchen.htm

Hintergrundinfos, auch zu Elise, einer Lebküchnerstochter:

https://www.lebkuchen-schmidt.com/Lebkuchensorten/

Stadtmedien Nürnberg informiert:

https://nuernberginfos.de/nuernberger-spezialitaeten/nuernberger-lebkuchen.php

Der Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie:

https://www.bdsi.de/warenkunde/feine-backwaren/nuernberger-lebkuchen/

Nürnberger Lebkuchen als ‚Bayerisches Original‘ mit geschützter geografischer Angabe:

https://www.lfl.bayern.de/iem/herkunftsbezeichnungen/index.php

Hier nun die Lebkuchen in der getesteten Reihenfolge:

titelbild_lebkuchen2018

  1. Düll: 3,5 von 5 Sternen
  2. Außer Konkurrenz: Walzel=Döllner: 4 von 5 Sternen
  3. Walz Höfles: 2,5 von 5 Sternen
  4. Döllner: 4 von 5 Sternen
  5. Schmidt: 2 von 5 Sternen
  6. Mirus: 2 von 5 Sternen
  7. Haeberlein Metzger 1.5 von 5 Sternen
  8. Neef: 4,5 von 5 Sternen
  9. Schmidt/Heideck: 2,5 von 5 Sternen
  10. Erbel: 4,75 von 5 Sternen
  11. Gräf/Seukendorf: 3,5 von 5 Sternen
  12. Bernd Woitinek/Peter-Henlein-Straße: 3,25 von 5 Sternen
  13. Mitterer: 3,5 von 5 Sternen
  14. Postler: 2,5 von 5 Sternen
  15. Beer: 4 von 5 Sternen
  16. Imhof: 3,5 von 5 Sternen
  17. Criollo/Bodenwöhr: 3,5 von 5 Sternen
  18. Glückswinkel: 4 von 5 Sternen
  19. Eckstein: 4 von 5 Sternen
  20. Witte/Ray: 1,5 von 5 Sternen
  21. Wolfgang Woitinek/Saarbrückener Straße: 2,5 von 5 Sternen
  22. Fraunholz: 2,75 von 5 Sternen
  23. Lebkuchen & Allerlei: 3 von 5 Sternen
  24. Stielfried: 3 von 5 Sternen
  25. Nusselt: 3,75 von 5 Sternen
  26. Wittl Neumarkt: 3,5 von 5 Sternen
  27. Wimmer/München: 3,25 von 5 Sternen
  28. Dornauer Endorphin (Nürnberg und Eckental): 4 von 5 Sternen
  29. Büttner: 3,75 von 5 Sternen
  30. Franks Lebkuchen: 4 von 5 Sternen
  31. Andreas Lebkuchen: 3,5 von 5 Sternen

Für die nächste Verkostung hab ich folgende Produzenten noch definitiv auf dem Schirm, da hierfür explizite Empfehlungen vorliegen:

Dornauer/Igensdorf

Balota/Wilhelm-Spaeth-Straße, Nürnberg

Hier nun die Notizen aus Facebook in der getesteten Reihenfolge mit Bezugsquellen und Internetseiten:

  1. Bäckerei Konditorei Lebküchnerei Düll GmbH

    Mathildenstr. 28
    90489 Nürnberg

www.lebkuchen-nuernberg.com

1-düll1u2Lebkuchenzeit ist wieder! Hier nun in loser Reihenfolge interessante Produkte nach rein sensorischen Gesichtspunkten vorgestellt. Nr.1: Los geht’s mit einem Klassiker der Bäckerei Düll, schon lang kein wirklich kleiner mehr, einige Filialen und Laden in der Innenstadt. Vorteil: es gibt immer mal wieder Bruch, genauso gut, aber halt in der Optik nicht perfekt. Eigentlich immer sehr gut, diese Charge aber etwas zu trocken und fest. Viel Teig, wenig Nüsse, dicke, super knackende Schokolade, relativ bitter. Insgesamt nicht zu süß, aber keine wirklich positiv hervortretenden Aromen einzelner Komponenten. Schon echt gut, aber noch steigerungsfähig, 3,5 von 5 Sternen. (€ 2.70/Stück, € 2.00/Stück als Bruch)

Update 17.11.2018: Nochmal nachprobiert, da er ja für viele zu den Top-Lebkuchen Nürnbergs zählt. Knackt immer noch, viel Orangeat, viel Gewürze, viel Zimt, extrem viel Schokolade. Der ‚Rock’n’Roll-Lebkuchen für alle, die es heftig brauchen! Dampfhammer, viel hilft viel, man kann aber nur wenig davon essen. Unberührt bleibt leider die Tatsache, dass viel mittelmäßige Schokolade diese und den ganzen Lebkuchen auch nicht besser macht. Schade, Deshalb bleibts bei 3,5 von 5 Sternen. Aber das ist ja auch schon gut!

  1. Außer Konkurrenz: Backhaus Walzel

Pirckheimer Straße 98

90409 Nürnberg

www.backhaus-walzel.de

Wow! Das ist mal eine Vorlage. Wunderbar intensiv-weihnachtliche Gewürzaromatik, Unmengen an relativ groben Nüssen, auch Mandeln mit leichtem Marzipanaroma, toll kommt die Fruchtsüße der kandierten Orangen durch. Muss man mögen, diese grobe Nussdominanz, ich find’s klasse. Kleiner Abzug für die zwar ordentliche, aber leider sehr sparsam aufgetragene Schoki ohne Knackeffekt. 4 von 5 Sternen. (€ 2.10/Stück)

Update 7.11.18: War grad nochmal dort, um die Qualität zu verifizieren und bekam die Info, dass die Lebkuchen die unter Punkt vier genannte Bäckerei Döllner macht (sie bilden zusammen mit der Bäckerei Albert die sogenannten ‚Nordstadtbäcker’ und jeder macht was anderes…) Was mich allerdings beruhigt: In beiden Notizen sind die Aromen ähnlich (gut), vor allem Orangeat und Zitronat. Bleibt also bisher der Favorit. Aber bald geht’s weiter!

  1. Bäckerei Karl Walz

Höfleser Hauptstraße 62

90427 Nürnberg

www.baecker-innung-nuernberg.de/Mitgliederverzeichnis/Karl-Walz

3-WalzHöfles1u2.jpgEigentlich auch immer eine Bank. Dezente Noten von blumigem Orangeat und Zitronat, Marzipan und Nüssen, dann Honig, echt viel dominante Süße, fast zuckrig. Etwas trocken und im Nachhall schmecken die Nüsse einfach alt. Schoko ok aber sehr sparsam gepinselt. Von Knacken keine Spur. Besser als Industrieware, hab ich aber die letzten Jahre schon bessere mit ausgewogeneren Aromen probiert. Heute nur 2,5 von 5 Sternen. (€ 2.10/Stück)

  1. Bäckerei Döllner

Kleinreuther Weg 149

90408 Nürnberg

www.baeckereidoellner.de

4-döllner1u2Die Schoki ordentlich aufgetragen, dennoch knackt sie nur am Rand, die dunkle cremig, kuvertürenartig weich, die helle schön vollmilchschokoladig, jedoch etwas süß. Und da sind wir schon beim Punkt, denn mit dieser wirkt der Lebkuchen insgesamt etwas süß. Dennoch klasse tiefe Gewürzaromatik, hochwertiges Orangeat und Zitronat duftet schon verführerisch in der Nase, am Gaumen dann deutlich vollfruchtig wahrnehmbar. Wunderbar feuchter Teig mit vielen groben Haselnüssen. Bis jetzt Topklasse, wie gesagt jedoch etwas süß. 4 von 5 Sternen. (€ 2.10/Stück)

  1. Lebkuchen Schmidt

Zollhausstraße 30
90469 Nürnberg

www.lebkuchen-schmidt.com

5-schmidtnbg1u2Schon in der Optik wirkt er sparsam, die Schoki sieht aus, wie nach dem Auftragen wieder weggeblasen… ansatzweise schmeckt sie auch nach Schokolade, jedoch weder aromatisch noch kakaoartig bitter oder süß. Knacken Fehlanzeige. Ähnlich neutral auch das Innere. Nicht zu süß, eher deutlich salzig, weihnachtlich anmutende Gewürzmischung (Zimt, Nelken) ohne jedoch sensorisch individuell zuordenbar zu sein, Orangenschalennoten ebenfalls Fehlanzeige. Sehr schwammig-teigig am Gaumen, einige eingestreute Nusspartikel glänzen maximal durch ihre erkennbare Textur. Alles in allem für einen Industrielebkuchen ordentlich gemacht, mit eben der wohl gewollten Anmutung eines weihnachtlichen Gewürzgebäcks. Individualität leider nein, aber in der Kategorie wohl auch nicht angestrebt. Daher bodenständige 2 von 5 Sternen. (€ 6.80/5 Stück)

  1. Bäckerei Mirus

    Pirckheimer Straße 101
    90409 Nürnberg

www.lebkuchen-mirus.de

6-mirusnbg1u2Vielen Dank für den Tipp Thomas Plackner, hab ich auch immer wieder probiert, sind mir aber nie so im Gedächtnis geblieben. Auch dieses Jahr war’s wieder schwierig, auch mehrfach getestet. Schon die Optik verwirrt etwas, ist der Lebkuchen doch teilweise ‚eingefallen’. Im Schnitt sind dann eigentlich wunderbar grobe Nüsse und andere Zutaten erkennbar (ich mag das, wenn man immer wieder auf andere Einzelzutaten beißt und sich am Gaumen dann doch ein harmonisches Gesamtgeschmacksbild entwickelt, andere bevorzugen eher die fein gemahlenen Zutaten, die einen zusammenhängenden Teig ergeben). Die groben Nüsse machen den Lebkuchen auch schön mürbe in der Textur, schmecken aber nicht wirklich nussig, eher nach den Häutchen und sind eventuell schon etwas alt. Der restliche Teig wirkt sehr zuckrig süß, und etwas klebrig, ohne dem gesamten Lebkuchen einen gemeinsamen Zusammenhalt zu geben. Intensive Würzigkeit erinnert mehr an Vanillin als an natürliche Zutaten. Ebenso wirkt die Schokolade mehlig, leicht bitter, stumpf, nicht mehr ganz taufrisch und erweckt dadurch auch nicht wirklich schokoladige Assoziationen. Alles in allem war dieses Objekt leider nicht sehr animierend oder individuell, nur 2 von 5 Sternen. 1,70 Euro/Stück

  1. Haeberlein Metzger

Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz
Borchersstraße 18
D-52072 Aachen

www.lambertz.de

7-haeberleinmetzger1u2Sehr wellig, innen eher wie Rotweinkuchen mit ein paar plakativ verirrten Nussbrocken. In der Nase merkt man das, was nach Schokolade aussieht praktisch nicht. Was dominiert, ist künstliches Orangenaroma und eine undefinierbare Würze/Würzmischung, Rotweinkuchen, siehe oben. Am Gaumen weich-teigig-breiig in der Textur, mit zunehmendem Kauen mehliger werdend. Kaum Süße, wirkt eher ungesüßt-neutral. Auch am Gaumen wieder diese künstlichen Orangenassoziationen, die andere Verkostungsgremien als Orangeat hochloben, die schmecken, wie billiger Orangenlikör aus dem Discounter. Am Gaumen wird’s immer breiiger, erinnert irgendwie an trockene Volksfestlebkuchenherzen. Da helfen die deklarierten über 30% Nüsse und Ölsaaten auch nicht mehr, da man sie weder schmeckt noch sieht (o.k., können ja kleingemahlen sein). Nur einige grobe Nüsse fördern Textur, jedoch nicht Geschmack. O.k., ist Industrie, aber sorry, andere Industrieproduzenten können das meiner Meinung nach besser. Also nix für ungut, meins isser nicht. Und andere Mitverkoster haben nach kurzer Zeit verweigert. Schade. Nur 1.5 von 5 Sternen. (€ 8,80/6 Stück)

  1. neef confiserie café

    Winklerstraße 29
    90403 Nürnberg

www.confiserie-neef.de

8-neef1u2Gleich vorweggenommen, bisher der Beste, der mir untergekommen ist. Ok, zugegebenermaßen hatte ich diesen auch die letzten Jahre schon immer ganz oben mit im Ranking, auch die vielen Variationen die es dort noch gibt sind alle interessant. Aber hier soll’s mal nur um die klassischen Elisenlebkuchen gehen. Ihr seht schon, wird alles ausführlicher, auch einen allgemeinen Info-Teil zum Thema wird’s demnächst geben; zum Thema ‚Was ist eigentlich Lebkuchen’ oder ‚Wer ist eigentlich diese Elise?’ Das alles dann auf meinem neuen Blog, bald mehr dazu… Aber nun zum Lebkuchen: Schon in der Nase überzeugt eine tiefe, ehrliche, kakaodominierte Schokoladenaromatik, die sofort zum Reinbeißen animiert. Dazu kommen ehrliche Aromen von fruchtigem Zitronat bzw. Orangeat ebenso wie eine wirklich deutlich-intensive Aromatik gerösteter Haselnüsse, die mich sofort ans Piemont erinnert. Intensiv, kräftig, für den einen oder anderen vielleicht schon wieder zu dominant, aber wie diese Aromen hier zusammenwachsen ist wirklich sehr gut. Am Gaumen dann sofort wieder Orangeat, Zitronat und diese tolle Nussaromatik, die fast an Haselnussschnitten erinnert. Wunderbar cremiger Teig der noch dazu auch sehr luftig ist, ohne eine wunderbare saftige Feuchtigkeit vermissen zu lassen, die an den Einsatz von Feigen erinnert. In der Textur nicht zu grob, einiges ist fein gemahlen, einiges etwas grober. Auch die weihnachtliche Würzung positioniert sich dezent im Hintergrund und spielt komplexitätserhöhend harmonisch ins geschmackliche Gesamtbild hinein. ‚Lebbkoung piemonteser Art’, verdient von mir sehr gute 4,5 von 5 Sternen. (€ 2,40/Stück)

  1. Bäckerei Schmidt

    Rambacher Straße 6
    91180 Heideck

www.schmidtgenuss.de

9-schmidtheideck1u2Lebbkoung Nr. 9 kommt aus der Bäckerei Schmidt, nein, nicht aus Nürnberg, sondern aus Heideck, die aber auch noch weitere Bäckereistandorte z. B. in Roth oder Schwabach bespielt. Er sieht aus, wie mit Schoko übergossen und kommt gleich in der Nase sehr gewürzig mit viel Marzipanassoziation daher. Die Schoki selbst wirkt durchschnittlich-unauffällig. Am Gaumen fester Körper, viel Marzipan (oder billigeres Persipan?), viel Nuss, relativ süß. Auch am Gaumen bleibt die Schokolade unauffällig, leicht bitter, leicht süß. Auch hier dominieren Marzipan- und Haselnussaromatik, jedoch eher die trockene, unaromatische Häutchenaromatik der Nüsse, viel authentisches Nussaroma kommt leider nicht rüber. Dazu kommt, dass teilweise Aromen alter Zutaten am Gaumen auftreten und leider nicht zur Geschmackssteigerung beitragen. Alles in allem o. k., etwas zu süß, viel mittelmäßige Nüsse und intensives Marzipan/Persipan. Ordentliche 2,5 von 5 Sternen. (€ 1,70/Stück)

  1. Bäckerei Erbel

    Hindenburgplatz 1
    91462 Dachsbach

www.arnderbel.de

10-erbel1u2So, weiter geht’s. Ich hab noch ein paar schöne Sachen gefunden, jetzt aber erst mal dieser: Schon in der Optik viel grobe Nuss. In der Nase breitet sich eine differenzierte Aromatik von intensiven Nussaromen, Mandeln und feinem Orangeat/Zitronat aus. Auch am Gaumen extrem ausgewogen, alle Aromenbereiche werden hier ebenfalls abgedeckt. Ein nicht zu feuchter, fast cremiger Teig kombiniert diese Nuancen wunderbar, als wären sie in ihrer Intensität nahezu traumwandlerisch auf einander abgestimmt. Kein singuläres Aroma sticht hervor, Eleganz pur. Hinzu kommt eine ehrliche Schokolade, die auch als solche erkennbar ist. Alle Sinne werden gefordert, aber auch befriedigt. Eine intensive Verkostung lohnt hier, denn dieser Lebkuchen besticht nicht durch sein muskulöses Auftreten, sondern durch sein Understatement. Daher mag der Erbel-Lebkuchen eventuell für den einen oder anderen zu wenig ‚Wumms’ haben, zu wenig mit vordergründigen Aromen protzen. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen könnte, wäre die Subtilität im Einsatz und in der Kombination der hervorragenden Rohstoffe, die manch einer wahrscheinlich nicht zuzuordnen vermag. Für mich nahe an der Perfektion, 4,75 von 5 Sternen. (€ 13/5 Stück)

Ergänzung zu Lebbkoung Nr. 10, Bäckerei Erbel, Dachsbach

Da der verrückte Bäcker immer weiter forscht, hat er mir seinen normalen, mit 65%iger Kuvertüre bestrichenen Lebkuchen (links im Bild) mit einem mit 80%iger zukommen lassen. Hier der direkte Vergleich:
Beim 80er hat man das volle Schokoladenaroma sofort in der Nase. Außerdem ist der dadurch etwas geringere Zucker der Gesamtharmonie zuträglich. Für mich Spitze, da der Fokus verstärkt auf richtig gute Schokolade gelegt wird. Andere wiederum finden den 65er harmonischer… soviel dazu, dass alle Lebkuchengeschmäcker verschieden sind…
Außerdem ist der Teig immer noch relativ fein, obwohl wir den Eindruck hatten, dass einige Nüsse schon etwas grober sind.
Eventuell könnten sicht- und schmeckbarere Orangeat/Zitronatstückchen sowie Nüsse die Aromen deutlicher zutage bringen? Keine Ahnung. Wir werden sehen. Kann mir vorstellen, dass der verrückte Bäcker es nicht bei dieser einen Testreihe belässt…
4.9 von 5 Sternen

  1. Bäckerei Gräf

Fürther Str. 15

90556 Seukendorf

www.baeckerei-graef.de

11-gräf1u2So, jetzt geht’s Schlag auf Schlag, hab am Wochenende Einiges eingekauft. Erst mal vielen dank für diesen Tipp an Peter Kunz.
Zum Glück musste ich nicht nach Seukendorf, aber immerhin nach Fürth. Da die Filiale hinter der Stadthalle laut Internet am Samstag schon um 12 Uhr schließt, bin ich bei Sonnenschein gleich den Berg zum Klinikum hochgeradelt, um die Filiale in der Friedrich-Ebert-Straße (sehr weit hinter dem Klinikum) noch zu erreichen. Die haben im Netz eine Öffnung bis 12.30 Uhr kommuniziert, dies allerdings an der Eingangstür mit Edding® auf 12 Uhr gekürzt… Blöd, wenn’s 12.11 Uhr ist… Zum Glück kam der Bäckerbus zum Kisten abholen und Mitarbeiterinnen freilassen. Denen hab ich dann noch ein Päckchen abgeschwatzt…

Nun aber zum Lebkuchen: Optisch sehr schön mit Schoko bestrichen, jedoch nicht überall sehr dick. Relativ feucht-glänzender Teig. Auch riecht die Schokolade wunderbar fruchtig nach Kakao,der Teig intensiv nach Mandeln bzw. eher Marzipan, nur sehr dezent nach Orangeat/Zitronat und fast gar nicht nach Gewürzen. Auch im Geschmack präsentiert er sich mit feucht-komprimierter Textur, ich mag das ja. Die Zutaten sind relativ fein gemahlen, einige Nüsse und Orangeat/Zitronat sind größer. Gleich zu Beginn relativ süß-zuckrige Marzipan- und Nussaromatik. Die Schoki ist gut und knackt sogar an den Stellen, die etwas dicker bestrichen sind. Ihr Geschmack verbindet sich auch sehr gut mit den Nüssen und den dezenten Orangeatnoten, eine weihnachtliche Würzung tritt nahezu vollständig in den Hintergrund. Leider setzt sich mit der Zeit die zuckrig-marzipanartige Süße am Gaumen fest und bleibt dort auch sehr lang. Mir wirkt er nicht zuletzt dadurch etwas zu üppig und zu süß. Ansonsten sehr gute Zutaten, Nüsse, Schokolade Orangeat/Zitronat. Gute 3,5 von 5 Sternen. (€ 9,45/5 Stück)

  1. Lebküchnerei Bernd und Pia Woitinek

Peter-Henlein-Straße 1

90443 Nürnberg

www.woitinek.de

12-woitinekb1u2Der ‚etwas größere’ Woitinek ist natürlich der in der Peter-Henlein-Straße. Der in der Saarbrückener Straße ist zwar der Bruder, bäckt aber nur in seiner eigenen Bäckerei. Auch Lebkuchen, der folgt noch. Der Kommentar unten bezieht sich aber auch den ‚bekannteren’, der auch im ‚Lohnbackverfahren’ bäckt, wenn man das mal so vom Bier übertragen darf.

Die Bäckerei Woitinek steht bei vielen Nürnbergern hoch im Kurs, was individuelle Lebkuchen angeht. Nicht mehr die kleinsten, werden hier doch Lebkuchen gebacken, die eindeutig in die Richtung individuell statt industriell gehen. In der Optik leicht eingefallen sieht der Teig relativ dunkel aus und lässt auch Schokolade im Innern vermuten. In der Nase ist dies allerdings nicht so, da erinnert es eher an gewisse Malzigkeit oder dunklen Zucker. Der Schokoguss riecht angenehm unaufdringlich-dezent nach Schokolade und Kakao, ohne jedoch länger im Gedächtnis zu bleiben. Im Teig treten vor allem Noten von Marzipan, eventuell leicht die Nüsse hervor. Am Gaumen fällt zuerst der saftig-feuchte Teig auf, dann kommen sofort intensive Nelkenaromen dazu. In der Textur erkennt man sofort relativ grobe Nussstruktur, ohne jedoch wirklich danach zu schmecken. Die Süße ist sehr angenehm ausgewogen, die Aromen sind harmonisch zusammenkomponiert, Marzipan und Nelke dominieren deutlich, Orangeat ist vorhanden, blitzt aber leider nur manchmal durch. Die Schokolade und die Nüsse verhalten sich leider extrem unauffällig im Hintergrund, dennoch eine sehr ordentliche Geschmackserfahrung, der Lebkuchen hat auf jeden Fall seine Berechtigung im fränkischen Weihnachtsportfolio. Gute 3,25 von 5 Sternen. (€ 1,80/Stück)

  1. Konditorei Mitterer

Hauptstraße 23

90547 Stein
www.konditorei-mitterer.de

13-mitterer1u2Heute gibt’s mal einen Ausflug nach Stein zu einer Konditorei, die ich schon seit etlichen Jahren kenne und schätze, aber seit ich nicht mehr in dieser Ecke wohne auch nicht mehr wirklich auf dem Schirm hatte. Daher vielen Dank an Jürgen Ringer für den Tipp, hat sich echt gelohnt. Optisch ist der Lebkuchen teilweise richtig schön dick mit Schokolade bestrichen, die dort auch richtig hübsch knackt. Innen dominiert eine Mischung aus hauptsächlich fein gemahlenem Teig mit einigen groben Nuss- und Orangeat/Zitronatstücken. Leider ist dieser Lebkuchen sowie die andern dieser Packung sehr stark gebacken. Dadurch wird der Teig relativ trocken. Am Rand ist er sogar so knusprig-klebrig, dass er mich in seiner Konsistenz an Florentiner (Schoko/Mandeln/kandierte Früchte) erinnert. Ich mag die ja, aber in Verbindung mit dem Teig wirkt das ganze einfach etwas zu trocken. Das war aber auch schon alles Negative, mal davon abgesehen, dass die Schokolade nicht sehr aromatisch, sondern vornehmlich bitter ist. Von der Gesamtaromatik her hätte er das Potenzial für die oberen Treppchen, denn die intensiv-weihnachtliche Gewürzmischung verströmt herrlichen Backstubenduft nach Zimt, Nelke, Muskat und frisch gerösteten Nüssen. Auch reihen sich Orangeat und Zitronat mit sehr angenehm-transparenter Aromatik in ein harmonisches Geschmacksbild ein. Alles in allem eine sehr gute Komposition, weihnachtlich, intensiv-sättigend. Wegen nur durchschnittlicher Schoki und trockener Textur nur noch gute 3,5 von 5 Sternen. Ich glaub, ich hol mir demnächst nochmal welche, vielleicht sind die ja anders gebacken. (€ 9,90/6 Stück)

  1. Bio-Bäckerei Postler

Kapellenfeld 13

96138 Burgebrach
www.biobaeckerei-postler.de

14-postler1u2Nein, ich bin nicht nach Burgebrach gefahren, um Lebkuchen zu kaufen. Aber aufgrund der Tatsache, dass dies die Haus-und-Hof-Bäckerei der Bioladenkette ‚Ebl’ ist und die Lebkuchen dadurch hier überall in der Region auftauchen, hab ich ihn eingestreut. Optisch o.k., dick mit Schoki übergossen, da aber jeder einzeln in Plastik eingeschweißt ist (Bio!?) leider kein Knack. Der Teig wirkt luftig-fein mit kaum groben Stücken. In der Nase leicht süßliche Schoki, leider etwas alt in der Aromatik. Ebenso der Teig. Daneben keine differenzierbaren Einzelaromen, leicht süßlich, ansatzweise nussig und würzig. Auch am Gaumen relativ einheitlich in der Aromatik, nussig-süß, dezent gewürzt, wieder etwas alte Rohstoffe, diese dafür in Bioqualität… Fluffiger Teig, nicht zu feucht, handwerklich echt o.k., bleibt leider nur kein wirkliches Individualaroma im Gedächtnis, touristenmassentauglich ohne WOW-Effekt. Gut gemacht für’s gute Gewissen, mehr nicht. 2,5 von 5 Sternen. (€ 2,65/Stück)

  1. Konditorei & Café Friedrich Beer Nachf. Rössler

Breite Gasse 79

90402 Nürnberg

www.cafebeer.de

15-beer1u2So, am Wochenende hab ich wieder einiges verkostet, bin aber noch lang nicht am Ende. Nun zu einem Lebkuchen, der für viele Nürnberger ganz oben mitspielt, da er aus einer sehr guten Nürnberger Konditorei stammt. Schon optisch kommt er wie gemalt daher: Schön hoch getürmt und deutlich mit Schoki bestrichen. Leider ist diese so spärlich darauf verteilt, dass an einigen Stellen der Teig durchschimmert. Schade eigentlich, etwas mehr würde mich freuen, denn sie riecht schon von Beginn an sehr verführerisch nach feiner Kakaosüße. Dann verströmt der Lebkuchen in der Nase sofort tiefe Gewürzaromen, ich denke an Kardamom, Nelke, Piment, Zimt. Auch wird nicht an Orangeat und Zitronat gespart. Das erscheint dann am Gaumen fast explosionsartig intensiv. Relativ grobe Nüsse schmecken auch nach solchen und spielen harmonisch hinein. Der Teig wirkt nicht sehr feucht, am Rand wird er fast schon sehr trocken und es tauchen kristalline Noten in der Textur auf. Am Ende wirkt der Lebkuchen trotz aller intensiver Orangeat/Zitronatnoten und toller Gewürze dadurch etwas zu zuckrig-süß, eine Süße die auch lang am Gaumen im Abgang bleibt. Trotzdem: Meckern auf hohem Niveau, ganz toll gemachter Lebkuchen, absolute Empfehlung. Leicht Abzüge wegen Süße, etwas Trockenheit und für meinen Geschmack zu wenig Schoki: Sehr gute 4 von 5 Sternen. (€ 2,50/Stück)

Nachtrag: Siehe auch Franks Lebkuchen, der in den heiligen Hallen der Konditorei Beer gefertigt wurde, allerdings nach etwas anderen Vorgaben…

  1. Bäckerei Imhof

Dürrenhofstraße 29

90478 Nürnberg

www.baeckerei-imhof.de

16-imhof1u2So sieht ein Lebkuchen aus, der mir gefällt! Üppigst mit Schoki bestrichen. Im Innern wirkt er extrem fein gemahlen, fast wie Nusskuchen. Ja, und die Schokolade riecht auch nach solcher, oder besser gesagt Kuvertüre, jedoch nicht sehr intensiv. Dafür kommt aus dem Teig sofort eine super weihnachtsgewürzige Note durch, die neben Marzipanassoziationen auch an Rotwein-/Gewürzkuchen erinnert. Am Gaumen dann relativ einheitlich-teigig, alles eher gemahlen als gehackt. Wodurch der Lebkuchen auch am Gaumen eher wie ein Nusskuchen mit Gewürzen daherkommt. Die Süße ist wirklich sehr verhalten, etwas mehr könnte die schönen Aromen von Orangeat/Zitronat vielleicht noch zusätzlich akzentuieren und in den Vordergrund rücken. So gehen sie leider etwas unter. In der Würzung dominieren Zimt und Nelke, weniger Kardamom. Die gute Schoki ist leicht bitter, leicht süß, kommt ebenfalls nicht dahergepoltert sondern eher verhalten. Alles in allem wenig Süße, etwas zu feiner, aber cremiger Nusskuchenteig, sehr ordentliche 3,5 von 5 Sternen. (€ 2,50/Stück)

  1. Confiserie Criollo

Rastweiherstraße 2

92439 Bodenwöhr

Website zum Erscheinen des Artikels nicht verfügbar

17-criollobodenwöhr1u2Kenn ich nicht, aber das was ich da probiert habe, war echt klasse. Handwerklich sehr schön und dick Schoki. Nicht High-End aber durchaus schön kakaoig. Aber das Innere hatte es in sich. Zuerst etwas irritiert von dem feinen Teig, oben etwas trockener, unten dann extrem saftig. Beim Reinbeißen dann eher Assoziationen an hochwertiges Konfekt, alles sehr fein gemahlen, wie große Nusspralinen oder der Granatsplitter, den ich von Karstadt kenne, nur ohne Alkohol. Sehr intensiv, deftig aber auch sehr harmonisch. Macht viel Spaß, hat aber mit Nürnberger Elisenlebkuchen soviel zu tun wie Drei im Weggla. Daher nur 3,5 von 5 Lebkuchensternen, als Praline sicherlich 4+. Preis unbekannt.

  1. Café Glückswinkel

Zapfengasse 9

90491 Nürnberg
Kein Internetauftritt zum Erscheinen des Artikels

18-glückswinkel1u2Nun zu einem kleinen Café, versteckt in Erlenstegen. Schon seit einiger Zeit auf dem Schirm vieler Lebkuchen-Addicts in Nürnberg. Also, hingefahren, eingekauft, das kam dabei raus: Super Optik, dicke, glänzende Schoki, relativ dunkler Teig mit einigen wenigen groben Nussstückchen. Schokolade riecht auch nach solcher mit leichter Süße, feinem Kakao. Der Teigt duftet intensiv nach Haselnüssen, Nelke, Kardamom und deutlich nach Marzipan, aber auch etwas herb-bitter. Auch am Gaumen zuerst Marzipan, Zimt, Nelken wieder sehr deutlich und gehen etwas ins Gaumenbelegende. In der Textur dominiert feiner Teig, nicht zu feucht, relativ luftig, aber trotzdem extrem saftig. Dann kommen grobe Nussstücke, die sehr frisch schmecken und am Ende lang und anhaltend Orangeat und Zitronat, fast schon wie Konfekt. Süß, aber noch im Rahmen, bei der Würzung hat man es etwas zu gut gemeint und die ordentliche Schokolade geht gegenüber dem komplex komponierten Teig leider unter. Trotzdem einer der herausragenden in der Region. Dafür von mir 4 von 5 Sternen (€ 2,10/Stück)

  1. Eckstein

Xantener Straße 1

90411 Nürnberg
www.lebkuchen-eckstein.de

19-eckstein1u2Ach ja, Lebkuchenzeit is auch noch! Der Advent rennt dahin, noch sooo viele Lebbkoung vorzustellen, hier nun einer, den ich immer als ganz ordentlich im Hinterkopf hatte, aber schon viele Jahre nicht mehr probiert habe. Umso größer war die Überraschung, speziell für Freunde piemontesischer Haselnüsse. Die Schoki optisch untadelig, aber in der Nase schon richtig animierend, nicht High-End, aber tolle Kakaofruchtigkeit und feine Süße. Auch in der Nase ganz frische Haselnussaromatik die ans Piemont erinnert, oder besser gesagt an diese trockenen, unverschämt leckeren Nusskuchen, die es dort zum Dessert gibt. Die Gewürze sind relativ zurückgenommen.
Geschmack: Da ist er wieder, und zwar noch extrem verstärkt! Dieser intensive Nusskuchen aus frischen Haselnüssen. Der Teig ist nicht ganz so trocken wie im Piemont, aber auch nicht zu saftig wie manch anderer Lebkuchen. Wunderbar luftig-ausgewogen. Manche Leute mögen das ja, manche mögen eher die feuchten, die fast wirken, wie nicht ganz durchgebacken.
Tolle, grobe und viele Nussstücke verstärken den Nussgeschmack noch. Orangeat/Zitronat treten sofort deutlich neben die Nüsse, die Aromen von Weihnachtsgewürzen sind relativ zurückgenommen. Alles in allem ein sehr harmonischer Lebkuchen, anders als die, die auf Saftigkeit und Muskeln gebügelt sind, tolle, frische Zutaten: Sehr gute 4 von 5 Sternen. (€ 2,10 Euro/Stück)

  1. Witte/Ray, Witte Spezialitäten Nürnberger Handwerkslebküchnerei

Am Steinacher Kreuz 28b
90427 Nürnberg

www.lebkuchen-nuernberg.de

20-witteray1u2Dick übergossen und im Innern eine gute Mischung aus groben und fein gemahlenen Bestandteilen. Schoki riecht nach Schoki bzw. Kuvertüre, mehr nicht. Der Teig duftet auch relativ dezent, erst beim Zerteilen erscheinen Aromen von Nusskuchen, bzw. gemahlenen Nüssen, wie bei einer Tüte aus dem Supermarkt. Ja, Nussassoziationen, aber irgendwie alt oder schon länger gemahlen. Die Schoki erzeugt mit der Zeit eine leichte Übersäuerung am Gaumen. Was man klasse und sehr deutlich herausschmeckt, sind Orangeat/Zitronat, die Gewürze kommen über dezente Anflüge nicht hinaus. Am Ende bleibt Bittere und Säure. Leider nicht sehr homogen, irgendwas stimmt für mich da nicht, obwohl viele diesen Lebkuchen mögen, sind mir zu viele unnatürlich hervorschmeckende Zusatzstoffe drin… Leider nur 1,5 von 5 Sternen. (€ 1,95/Stück)

  1. Bäckerei Wolfgang Woitinek

Saarbrückener Straße 4

90469 Nürnberg
www.baeckerei-woitinek.de

21-woitinekw1u2Auch wenn in der NZ nur Platz für die wichtigsten acht Lebkuchen war, sind wir nicht untätig und testen uns weiter durch den fränkischen Lebkuchendschungel auf der Suche nach immer neuen Highlights, Ich sag’s ja ungern, die Lebkuchen von der größeren Lebküchnerei Woitinek des Bruders haben für uns typischer geschmeckt, etwa saftiger (wenn man das mag) und etwas frischer. Was nicht heißen soll, dass die Lebkuchen aus der Saarbrückener Straße nicht schmecken! Sehr dunkel im Teig, wirken die Zutaten einfach nicht mehr ganz taufrisch, von der Schoko bis hin zu den Oblaten. Einige Gewürze, (nicht die weihnachtlichen, evtl. auch das Hirschhornsalz?) schmecken intensiv vor und belasten etwas die Harmonie. In der Optik relativ dicker, homogener Guss mit leichtem Knack. Innen relativ feucht mit ausgewogenem Gleichgewicht feiner und grober Zutaten. Geschmacklich homogen, ohne jedoch aromatisch weiter aufzufallen, vielleicht etwas Marzipan. Absolut christkindlesmarktkonsensfähig, am Ende bleibt viel Süße am Gaumen. 2,5 von 5 Sternen. (€ 1,50/ Stück)

  1. Gebr. Fraunholz Elisenlebküchnerei

Wilhelm-Marx-Straße 8

90419 Nürnberg
www.fraunholz-lebkuchen.de

22-fraunholz1u2Heute nun wieder ein alteingesessener Nürnberger Klassiker, für viele der Inbegriff ‚handwerklicher’ Nürnberger Elisenlebkuchen. Komplett ohne Mehl und hier in Bio-Qualität getestet. Ja, gibt’s dort jetzt auch.
In der Optik dicke Schoki, viel grobe Nüsse. In der Nase etwas künstlich-aromatische Schoki, relativ unspektakulär, Teig sehr marzipanig-zitrusaromatisch, weniger kandiert, Nüsse dezent, Gewürzmischung deutlich.
Am Gaumen relativ feste Textur, etwas trocken. Dicke Schoki auch am Gaumen, aber auch ohne dort geschmacklich weiter aufzufallen. Etwas Honig, etwas Nüsse mit bitteren Anklängen und Häutchenaromen, kaum Orangeat/Zitronat, Oblaten etwas alt. Trotzdem sehr ordentlich gemacht, weit über Durchschnitt, nur meiner ist es dieses Jahr nicht. Gute 2,75 von 5 Sternen. (€ 9,50/5 Stück)

Vielleicht probier ich doch noch den konventionellen, manchmal hat man bei den Bio-Zutaten nicht so die große Auswahl…

23 & 24. Lebkuchen & Allerlei, Bessemer Straße 18, Nürnberg und

Lebkuchengeschenke Matthias Stielfried, Nordwestring 201, Nürnberg

www.lebkuchenundallerlei.de

www.lebkuchengeschenke.de

23-24-lebkallerleistielfried1u2Und nun noch der Vollständigkeit halber, weil ich immer wieder drauf angesprochen wurde, zwei Betriebe, die ihre Lebkuchen ‚nach ihrem eigenen Rezept’ bei der oben schon besprochenen Lebküchnerei Woitinek in der Peter-Henlein-Straße in Nürnberg herstellen lassen. Dort im Gespräch mit dem Junior und auch durch eigene Selbstversuche kamen wir zu der Überzeugung, dass die Lebkuchen denen der Lebküchnerei Woitinek doch extrem ähneln ;-).

Zumindest was Konsistenz, Feuchtigkeit und auch Schmackhaftigkeit angeht. Sehr gute Lebkuchen, die auf jeden Fall an der Spitze in Nürnberg stehen, zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass hier schon in größerem Stil produziert wird. Andere wiederum behaupten, im direkten Vergleich bei dem einen oder anderen mehr oder weniger Gewürze, insbesondere Zimt herauszuschmecken. Natürlich könnte man alle Lebkuchen noch einmal direkt nebeneinander probieren, blind, nicht blind usw. Aber ich glaub, ich geh jetzt erst mal wieder etwas Radfahren…

Hier nochmal eine Kurzbeschreibung, die beide ganz gut charakterisiert, exemplarisch dann die Bilder von Lebkuchen & Allerlei.

Optisch bröckelige Schoki, sie riecht schokoladig, etwas parfümiert, Gewürze kommen gut durch. Am Gaumen sehr feucht, fast schon in Richtung schlotzig-zäh, etwas zu wenig gebacken? Nein! Genau das wollen die Nürnberger! Super Konsistenz, fein und grob sehr gut ausgewogen. Angenehme Süße, leicht Nüsse, Gewürze, Orangeat/Zitronat gehen etwas unter, leichte Salzigkeit, am Gaumen verschwindet die Schoki fast.

Sehr teigig, Schokolade harmlos, angenehme Süße, gut! 3 von 5 Sternen, (€2/Stück)

  1. Bäckerei Nusselt

Kornburger Hauptstraße 22

90455 Nürnberg

www.baeckerei-nusselt.de

25-nusselt1u2Kenn ich schon seit vielen Jahren, hat einige Verkaufsstellen in Nürnberg, unter anderem auf der Kinderweihnacht am Christkindlesmarkt, gell Holger? Früher war er noch in den Bäckerei-Räumlichkeiten bei Bernd Woitinek in der Peter-Henlein-Straße, da ist der aber jetzt selbst reingezogen. War immer einer meine Favoriten, vor allem mit Milchschoki-Glasur. Diesmal hab ich aus Einheitlichkeitsgründen natürlich den mit Bitterschoki probiert:

Schön mit dicker Schoki übergossen, Teig im Innern relativ dunkel, wirkt er etwas inhomogen gebacken. Oben etwas trocken, unten etwa zu feucht.
Aber das ist immer das Problem der Momentaufnahme. Und gegen eine Testreihe mit mehreren Lebkuchen spricht mein Wunsch, nach Weihnachten noch durch die Tür zu passen…

In der Nase ist die Schoki eher unauffällig, dann kommt aber noch sehr dezente, feine Süße nach Kakao. Der Teig duftet nach Gewürzen, Pfeffer? und leicht nach Marzipan (das war in den letzten Jahren immer deutlicher und hat mir persönlich gut gefallen). Am Gaumen sofort sehr cremig, vollmundig-teigig, die Gewürze im Vordergrund, am Rand leicht knusprig. Sehr ‚süffig’, wie es ein bekannter Gastrokritiker nennen würde… (was ich allerdings eher mit Flüssigem assoziiere, aber ich bin ja offen…) Opulent, sehr angenehme Süße, Gewürze, alles frisch. Nüsse, Orangeat und Zitronat sehr fein gemahlen aber wunderbar integriert.

Wegen der heuer eher durchschnittlichen Schoki ‚nur’ wirklich gute 3,75 von 5 Sternen. (€ 2,20/Stück)

  1. Konditorei Wittl

Obere Marktstraße 14

92318 Neumarkt

www.konditorei-wittl.de

26-wittlneumarkt1u2Ja, mein Test hat sich bereits bis Neumarkt rumgesprochen, hab ich hier doch eine wirkliche Besonderheit, und nicht, weil sie aus der Oberpfalz kommt! Vielen Dank für’s Besorgen an den Nürnberg-Neumarkter Christian Wonka.

Besonderheit hier ist die Verwendung der gerade erst letztes Jahr auf den Markt gebrachten, neue Schokoladenart mit Namen ‚Ruby’. Ja, rot, rötlich, hat sie der eine oder andere vielleicht schon mal bei Kitkat im Supermarktregal gesehen. Auf den Markt gebracht hat sie nach 10 Jahren Recherche die belgische Schokoladen- und Kouvertürenfirma Callebaut. Sie hat Kakaobäume selektiert, deren Schokolade nach der Fermentierung eben diese rosa Farbe haben. Endlich eine neue Schokoladenart nach Einführung der weißen Schokolade vor etwa 80 Jahren. Braucht’s das?
Und hier sind wir schon bei dem Lebkuchen: Optisch wunderschön dick mit Schoki begossen, innen sehr einheitlich anmutender Teig. In der Nase leider auch nach mehrmaligem hinriechen sehr harmlose Aromen, die eher an weiße, denn an dunkle Schokolade erinnern. Eine leicht säuerliche Note kommt hinzu, die vom Marketing der Schokoladenfirma als rotfruchtig angepriesen wird und von der Konditorei zum Puffern der Süße des Lebkuchens gewählt wird. Das schafft die Schokolade wirklich, denn auch am Gaumen gibt es ein säuerliches Gegenspiel zum Lebkuchen. Aber zurück zur Nase: Haselnusskuchen, Marzipan, feine Gewürze, kaum Orangeat/Zitronat spürbar, ja, Haselnusskuchen, guter Haselnusskuchen. Der Geschmack ist auch sehr gut, viele Gewürze, Nelke, Zimt, mit säuerlicher Schoki ausgewogen, aber halt leider überhaupt nicht nach Schokolade schmeckend… Sehr gut gemachtes Konditoreiprodukt, dem aber leider die weihnachtlich anmutenden Aromen nach Nüssen in Verbindung mit Orangeat/Zitronat, intensiv weihnachtlichen Gewürzen und Honig ziemlich fehlen. Gute 3,5 von 5 Sternen. (€ 10/5 Stück)

Ach ja, und die Ruby-Schokolade brauch ich auch nicht. Lass mich aber gern eines Besseren belehren 😉

  1. Privat Bäckerei Wimmer

    Helene-Wessel-Bogen 6

    80939 München

www.privatbaeckereiwimmer.de

27-wimmermünchen1u2Weit schlagen die Wellen, bis ins Nichtfränkische. Vielen Dank an Birgit und Michael Voll für die Zusendung in die eigene Heimat, um einem Vergleich mit den heimischen Nürnberger Lebkuchen standzuhalten. Gar nicht so schlecht geschlagen, wie der Franke sagen würde…

Um die 50 Filialen in München beliefern zu können, läuft da in der Vorweihnachtszeit sicherlich einiges durch. Optisch schöne dick gegossene Schoki, der Teig irritiert etwas durch seine extrem helle Färbung.
In der Nase sofort deutlich Marzipan, dann Zimt, Nelke und total frische schokoladige Schoki.
Am Gaumen zuerst oblatig-mehlig-marzipanig, aber auch gut die Gewürze sowie Orangeat/Zitronat schmeckbar. Der sehr feine Teig schmilzt am Gaumen und erinnert an die Teilchen von Lübecker Marzipan, die, mit Schoki umhüllt, einzeln in diese roten Metallpapierchen eingepackt sind, kennt Ihr bestimmt. Leider fehlt mir etwas die dunkle, weihnachtliche Nuss-Gewürzassoziation original Nürnberger Lebkuchen. Aber vielleicht will man das in München ja gar nicht 😉 Sehr ordentlich gemacht, schmeckt nach wirklich gutem Konfekt, aber irgendwie halt ohne ‚Nürnberger’ Seele. Daher leichter Abzug in der B-Note: 3,25 von 5 Sternen. (€1,95/Stück)

  1. Bäckerei Dornauer, Endorphin

Mögeldorfer Hauptstraße 62, 90482 Nürnberg und Herrengasse 16 in Eschenau.
www.dornauers.de

28-dornauer1u2Nein, nicht der mit dem gleichen Namen aus Igensdorf, der im Leserbrief der NZ empfohlen wurde, den hol ich mir demnächst noch. Dieser hier stammt aus dem Mögeldorfer Schokoladen namens Endorphin und wurde mehrfach von der Zeitschrift Feinschmecker gekürt. Aber wer die diesjährige Lebkuchenverkostung gelesen hat und sich einigermaßen in der Lebkuchenlandschaft auskennt, merkt sofort, dass da echt Kenner am Werk waren…
Der hier sieht relativ dünn übergossen aus. In der Nase ist die Schoki o.k., frisch-schokoladig, aber eher unauffällig. Man riecht sofort viele Gewürze, Marzipan, Zimt. Am Gaumen dann aber die Explosion: Extrem grobe Orangeat und Zitronatstücke erinnern an Süditalien, kandierte Zitrusfrüchte, wunderbare Süße mit feiner Schalenbitterkeit. Klasse. Das gefällt mir! Dazu ebenfalls relativ grobe Nüsse, die geschmacklich allerdings im Hintergrund bleiben. Deutliche Gewürze und eine am Rand knackende Schoko die wesentlich hochwertiger schmeckt als sie riecht. Sehr schön ausgewogen mit saftiger Feuchtigkeit. Macht Spaß! Sehr gute 4 von 5 Sternen. (€ 2,05/Stück)

Es gibt noch viel zu tun, jetzt folgen aber noch drei ‚außer Konkurrenz’, weil man sie nicht kaufen kann:

  1. Ex-Bäckerei Büttner, Hohfederstraße, Nürnberg

    29-büttner1u2

    Die ehemalige Bäckerei Büttner in der Hohfederstraße ist geschlossen. Dennoch treibt es den inzwischen auswärts wohnenden Sohn Thomas Büttner immer noch jedes Jahr vor Weihnachten nach Nürnberg, um mit seiner Mutter in alter Tradition und nach altem Rezept Lebkuchen für Familie und Freunde zu backen. Auf meinen Artikel hin hat er mich kontaktiert und mir zwei Päckchen zukommen lassen. Hier nun die Beschreibung:Schon optisch eine Wucht, kommt er extrem hoch getürmt daher, grob in den Zutaten bereits von außen erkennbar, schön dicke Schoki. In der Nase typische Schokoladenaromen, präzise, sauber, eher etwas an Vollmilch erinnernd, nicht zu bitterschokoladig. Im Teig relativ hell, erweckt er eher optisch die Haselnussassoziationen, in der Nase nussig und relativ verhalten, was die weihnachtlichen Gewürze angeht. Erinnert da eher an Nusskonfekt. Am Gaumen wunderbar cremig, nicht zu feucht, nicht zu trocken, mit leichtem Knacken der Schoki am Rand. Neben den Nüssen sind deutlich die Orangeat/Zitronataromen erkennbar, bleiben lange und deutlich schmeckbar neben den Nüssen am Gaumen, was ich persönlich ja sehr mag. Die Nüsse könnten etwas gröber sein, wirken durch die feine Mahlung etwas mehlig. Sicherlich ist bei der Rohstoffwahl noch etwas mehr drin, aber ganz ehrlich, dies ist ein höchst individueller, handwerklich gebackener Lebkuchen mit extrem viel Aroma. Nur schade, dass er nicht mehr öffentlich erhältlich ist. Sehr gute 3,75 von 5 Sternen, Tendenz nach oben. Vielleicht ergibt sich ja was in der nächsten Saison, würden uns sehr freuen und halten Euch auf dem Laufenden… 😉

  1. Franks Lebkuchen ‚H’

30-frank1u2Auchentoshan Three Wood, Kirsche, Aprikose, Cranberries
Hergestellt von Martin Rößler, Cafe Beer und Frank Hertlein.
Diesmal deutlich dicker mit Schoki bedeckt als beim letzten Lebkuchen. Diese wie auch zuvor sehr elegant-bitterschokoladig. Der Teig strotzt schon so vor glänzender Feuchtigkeit. In der Nase tiefe, dunkle Schokoladenaromen,lang und elegant, allerdings von einer leichten Säuerlichkeit umgeben. Ist das rote ‚H’ aus der säuerlich anmutenden Ruby-Schokolade? Riecht fast so. Oder ist es die große Menge an Trockenfrüchten mit einer Cranberry-Säure? Auf jeden Fall in der Nase deutlich fruchtsäurebetontes Trockenfruchtaroma, durchtränkt mit malzigen Whiskynoten. Nüsse kommen auch sehr schön durch, ich bilde mir auch ein, zusätzlich noch Orangeat/Zitronat zu schmecken. Deutlich feuchtes Geschmacksbild (soll ja bei dem einen oder anderen trockener gewesen sein) macht das ganze super-saftig. Alles in allem aber durch die vielen Trockenfrüchte etwas sehr süß, was beim Verzehr homöopathischer Mengen natürlich nichts ausmacht. Sehr intensive Geschmackserfahrung, für sich alleinstehend gesehen auf jeden Fall 4 von 5 Sternen wert.
Würde man allerdings nach klassischen Nürnberger Elisenlebkuchenkriterien bewerten wollen, fehlen etwas die Gewürze.

  1. Andreas Lebkuchen

31-andrea1u2

Schön hoch getürmt, extrem dick mit Kuvertüre versehen, sehr schön grob-luftige Struktur, Orangeat/Zitronat sehr gut erkenn- und schmeckbar. Für einen hausgebackenen Lebkuchen sehr gut, da haben wir schon viele schlechtere probiert. O.k., wenn man was finden will, findet man es natürlich: In der Ausführung sehr gut, bei den Zutaten ist allerdings noch Luft nach oben. Die Kuvertüre schmeckt halt wie handelsübliche Kuvertüre, ebenso die Nüsse, wo vereinzelt die Aromen der Häutchen rüberkommen. Orangeat/Zitronat aufgrund er großzügigen Menge wunderbar. Luftig, fluffig, nur die deutlichen Haselnussnoten machen den Lebkuchen zum Ende hin etwas einseitig. Aber ganz ehrlich für jemanden, der seine Brötchen nicht mit der Herstellung von Lebkuchen verdient sehr ansprechende 3,5 von 5 Sternen

So, das war’s für 2018. Ich bleibe am Ball.

Während der Verkostungsreihe sind natürlich Fragen zu Rohstoffen und Herstellung aufgekommen, denen ich im Laufe dieses Jahres nachgehen werde.

In diesem Zusammenhang taucht natürlich immer wieder die allgegenwärtige BÄKO als Hauptlieferant nahezu aller professioneller Produzenten auf. Hierzu habe ich schon einige Interviews geführt und und werde auch noch einige Profis dazu befragen. Dies soll dann auch Eingang in eine Verkostung des nächsten Lebkuchenjahrgangs finden.

Für Anregungen, Informationen und Vorschläge jeglicher Art bin ich immer dankbar.

Scheut bitte nicht davor zurück, Euch bei mir zu melden.

titelbild_lebkuchen2018

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