Fünf Lebkuchen 14,95€ (erste Wahl); Bruch: Fünf Lebkuchen 9,90€
1 Lebkuchen à 100g
Selbst bezahlt, daher unbezahlte Werbung


Und wieder ein Lebkuchenproduzent, der extrem viele Anhänger in Nürnberg hat. Ist er auch äußerst gut vertreten, nicht nur im Nürnberger Stadtbild. 14 Verkaufsstellen über Fürth und Erlangen bis nach Bamberg vereinfachen natürlich die Verfügbarkeit und damit auch die vermehrte Abstimmungshäufigkeit in Umfragen. Wer fährt schon extra in den Süden Nürnbergs, nur um in einer kleinen Bäckerei Lebkuchen zu erwerben, die es nur dort gibt…
Laut Internetseite werden die Lebkuchen alle einzeln, hergestellt nach einem Geheimrezept der Familie aus dem 19. Jahrhundert, mit Hand auf den runden Vorlageteller gestrichen. Tapfer, denn so entstehen, ebenfalls nach eigenen Angaben in der Adventszeit täglich 6000 Lebkuchen.
Diese gibt es dann auch in der ‚Bruch‘-Variante, zweite Wahl also. War für mich bisher die Optik zweitrangig, entschied ich mich oft natürlich für die zweite Wahl, die mit 9,90€ nur rund zwei Drittel der ersten kosten.
Dieses Jahr nahm ich in der ‚Zentrale‘ in der Mathildenstraße erstmals beide Exemplare in Augenschein. Ist die erste Wahl üppig dick und hoch getürmt durch Teig und Schokolade, kamen mir die Bruchlebkuchen allesamt flach und weniger schokoliert vor. Möglicherweise ist das Kriterium, das zum Ausschuss führt ein Zerfließen des Teiges und damit die nicht mehr so üppige Höhe.


Was mich bei den Düll Lebkuchen am meisten begeistert, ist ihre Opulenz. Da ist richtig dick Schoki aufgetragen, die fließt – auch bei der ersten Wahl – schon mal etwas daneben und klebt dann in etwa 2-3 Millimetern Dicke am Lebkuchen. Auch die Höhe des aufgetürmten Teiges ist nahezu monströs, wiegt ein einzelner Lebkuchen dann ja auch 100g. Da kann man auch eine (klassische) Tafel Schoki auf einmal essen… Aber man kann ihn ja auch teilen 😉
Ich denke, das ist auch der Hauptgrund, warum der Lebkuchen bei vielen Nürnbergern so gut ankommt. Diese Opulenz, das wunderbare Knacken bei Reinbeißen, die Textur der Schoki befriedigen vordergründig, der Lebkuchen ist nach Optik und Haptik bewertet, das Urteil steht fest. Bester Lebkuchen. Punkt.
Doch das ist zu kurz gedacht. Wie steht es mit Finesse, Qualität und Erkennbarkeit der Zutaten, Trockenheit des Teiges, den Gewürzen?
Letztere: Ja, o.k., etwas weihnachtlich, aber dann dennoch etwas undifferenziert und nicht lang in der Nase verharrend.
Und da sind wir schon bei meinem subjektiven Haupt-Kritikpunkt: Unmengen an Schoki müssen hier verarbeitet werden. Klar ist der Lebkuchen mit 3 Euro pro Stück nicht billig, aber Masse ist nun mal nicht Klasse. Für mich ist die Schoki natürlich als solche erkennbar, vermittelt aber im ersten Moment nur Bitterstoffe. Klar, sagt der Fan: Hochwertige Bitterschokolade! Nein! Mir fehlt dazu die damit einhergehende aromatische Süße, und zwar nicht die zuckrige, sondern eben die Aromentiefe, die Komplexität, das, was hochwertige Schokolade ausmacht. Der Geschmack ist relativ schnell weg, was bleibt, ist die Bittere.
Verstärkt und wieder aufgenommen wird diese vom Geschmack des Teiges, der, sei es durch Orangeat oder Zitronat, wieder Bittere vermittelt. Diese zeiht sich dann bis zum Ende durch.
Die Nüsse sind ordentlich geröstet und frisch, der Teig ist meiner Meinung nach etwas zu lang gebacken oder getrocknet und relativ fein. Dadurch entsteht eine eher an Kuchen erinnernde Textur, alles in allem etwas langweilig.
Macht ja nix, punktet der Lebkuchen durch opulenteste Schokoladenmassen und schiebt dadurch alle weiteren Qualitätskriterien an den Rand des Minimums. Meine Meinung…
Fazit: Das ist wirklich ‚DER‘ Poser-Lebkuchen Nürnbergs, perfekt um an alle auswärtigen Gäste zu verschenken, ins Ausland zu versenden oder Freunden in die Lebkuchendiaspora mitzubringen und ihnen zu zeigen: Nürnberg kann auch dick auftragen. Dabei blendet die mittelmäßige Schoki im ersten Moment und täuscht somit über einige (meiner) Qualitätskriterien hinweg. Meiner isses nicht…
Ordentliche ⭐️⭐️1/2 von ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️